Bibliothek und Kunstblättersammlung

Leitung: Kathrin Pokorny-Nagel

Als eine der ältesten Museumsbibliotheken der Welt mit Schwerpunkt auf angewandter Kunst bildet die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung seit ihrer Gründung 1863 das Herzstück des Museums. 
Mit ihrem einzigartigen Anspruch, Buch und Grafik als symbiotische Einheit zu erfassen, hebt sie sich deutlich von anderen Kunstbibliotheken ab. Im Sammeln, Bewahren und Erforschen wissenschaftlichen Schrifttums – aus dem Mittelalter bis zur Gegenwart – vereint sie die drei Säulen des museologischen Fundaments. 
 
Die Fachbibliothek umfasst 200.000 Bände mit Druckwerken, Inkunabeln und Handschriften vom 15. Jahrhundert bis heute. Rund 400.000 Kunstblätter, darunter Ornamentstiche, ausgewählte Vorlageblätter, Handzeichnungen, Aquarelle und Pläne von Künstler*innen und Architekt*innen von der Renaissance bis zur Gegenwart, eine Fotosammlung sowie eine stetig wachsende Plakat- und gebrauchsgrafische Sammlung, bilden die Basis.
 
Neben wesentlichen Werken der europäischen Geschichte berücksichtigte die Sammlungsstrategie von Beginn an auch die Rezeption des außereuropäischen Kulturraumes und förderte ein länderübergreifendes Referendarsystem, das sich in der internationalen Ausrichtung des Bestandes manifestierte. Bereits zur Gründung des Museums war man bemüht, die weltweite Zusammenarbeit von Kulturinstitutionen zu intensivieren – wie etwa durch ein Schreiben an Generalkonsulate weltweit, in dem um Unterstützung der Interessen des Museums und um Publikationen gebeten wurde. Diesem Bemühen ist es zu verdanken, dass unter anderem die ersten 50 der insgesamt 120.000 Fotografien aus dem South Kensington Museum, heute Victoria and Albert Museum, an das MAK kamen. Unter dem Begriff Vorbildersammlung angelegt, ist diese bis heute auf fast 50.000 Fotografien angewachsen.
 
Einer der Höhepunkte ist die 15.000 Blätter umfassende Ornamentstichsammlung. Den Grundstein legte ein Konvolut von 5.000 Blättern aus dem Besitz des Leipziger Kunsthändlers Wilhelm Drugulin, das im Jahr der Museumsgründung angekauft und unter der Inventarnummer 1 verzeichnet wurde. Als Inspiration für Handwerker*innen, Architekt*innen, Baumeister*innen und Kunstgewerbler*innen fanden die Stichvorlagen, unter anderem von Albrecht Dürer, Frans Huys oder Cornelis Floris, rasch probate Anwendung im erweiterten Kreis der angewandten Künstler*innen – ein Umstand, der die Bedeutung dieses Bestandes für die Anliegen des MAK unterstreicht.
 
Bereits 1866 kam der Nachlass der Wiener Porzellanmanufaktur, eines der wertvollsten Konvolute der Sammlung, ans Haus. Nach zähen Verhandlungen gelang es dem MAK, neben ausgeführten Objekten auch die gesamte Bibliothek (200 Werke in 355 Bänden), die aus 5.700 Blättern bestehende Mustersammlung sowie die Bestellbücher der weltberühmten Fabrikation zu erwerben.
 
Einer der bis heute sensationellsten Ankäufe gelang anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873. Mit den 60 Blättern des indo-persischen Heldenromans Hamzanama aus der Zeit Akbars des Großen, geschrieben und illustriert zwischen 1557 und 1577, verwahrt die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung den größten in einem Museum vorhandenen Bestand dieses wertvollen Epos.
 
Mit mehr als 24.500 bedeutenden nationalen und internationalen Beispielen nimmt die Sammlung auch im Bereich des Künstlerplakats eine Vorreiterrolle ein. Neben historischen Highlights, wie einem Konvolut mit französischen Plakaten von Jules Chéret bis Henri de Toulouse-Lautrec, Secessions- und Hagenbundplakaten sowie Werken russischer Konstruktivisten, wird die Sammlung durch internationale Künstlerplakate, vor allem durch zeitgenössische Exponate aus dem deutschsprachigen Raum, laufend ergänzt.
 
Besonders hervorzuheben sind die Künstler*innen- und Firmennachlässe, die – bis heute – einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Sammlung leisten. Allen voran die 17.000 Entwurfszeichnungen aus dem Archiv der Wiener Werkstätte sowie das zeichnerische Archiv der Danhauser’schen Möbelfabrik, die Musterzeichnungen der Lusterfirma Bakalowits und der Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr. Die in den letzten Jahren erworbenen Nachlässe und Schenkungen der Architekten Carlo Scarpa und Josef Frank, des Archivs des Architekturjuwels Wiener Postsparkasse sowie der Gebrauchsgrafiker Joseph Binder, Ernst Deutsch-Dryden und Stefan Sagmeister schlagen die Brücke zur Gegenwart.
 
Von internationaler Bedeutung ist zudem die im 19. Jahrhundert angelegte „Barockbibliothek“, die mit einer Sammlung von 2.325 illustrierten Büchern Glanzlichter der Buchkultur markiert. Darunter finden sich Zimelien wie die Schedelsche Weltchronik, Sebastian Brants Narrenschiff, das Gesamtwerk von Giovanni Battista Piranesi und bedeutende Architekturtraktate.
 
Die Tradition des künstlerisch gestalteten Buches wird seit der Gründung des MAK gepflegt; mit vorbildhaften Werken englischer Künstler*innen, unter anderem von William Morris und Walter Crane, französischen Einflüssen durch Felician Freiherr von Myrbach und deren Niederschlag in buchkünstlerischen Arbeiten der Wiener Werkstätte, der Secession, des Bauhauses und des russischen Konstruktivismus weist die Sammlung bis zu wichtigen Beispielen sogenannter Artists’ Books ins 21. Jahrhundert.
 
Hauptwerke der Wiener Moderne von Josef Hoffmann, Oskar Kokoschka, Bertold Löffler, Otto Prutscher, Franz von Zülow sowie Maria Strauss-Likarz oder Gudrun Baudisch kamen durch den engen Kontakt mit der benachbarten Wiener Kunstgewerbeschule ans MAK. Gustav Klimts in neun Teilen erhaltene und in der MAK-Schausammlung ausgestellte Werkzeichnung zum Mosaikfries im Speisezimmer des von Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte als Gesamtkunstwerk ausgeführten Palais Stoclet in Brüssel sowie die Entwürfe Koloman Mosers für die Glasfenster der „Kirche am Steinhof“ von Otto Wagner nehmen innerhalb dieser Werkgruppe einen besonderen Stellenwert ein.
 
Der einzigartige Buch- und Zeitschriftenbestand der MAK-Bibliothek wird mit einem klaren Fokus auf Künstlerbücher, angewandte Kunst, bildende Kunst, Design und Architektur der Gegenwart jährlich um mehr als 4.000 Bände erweitert. Klares Ziel ist es, die Stellung als größte Kunstbibliothek Österreichs auszubauen.

Lesesaal

Alle Sammlungsbestände können im Lesesaal eingesehen werden. Ergebnisse der Forschungsarbeiten sind auf der MAK-Sammlung online abrufbar. Darüber hinaus werden in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen im MAK-Kunstblättersaal gezeigt.


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