Im Jahr 1969 fand im Österreichischen Museum für angewandte Kunst (dem heutigen MAK) die Möbelausstellung Sitzen 69 statt, bei der eine umfangreiche Auswahl an gediegenen „Tischlersesseln“ aus Skandinavien, Italien, Deutschland und Österreich präsentiert wurde. Von den vielen bunten und poppigen Sitzgelegenheiten, die uns heute so charakteristisch für diese Epoche erscheinen, war indes keine dabei: Die Ausstellung hatte einen letzten heroischen Versuch unternommen, einer sich immer deutlicher ausprägenden Konsum- und Wegwerfgesellschaft die Tradition qualitativ hochwertiger und handwerklich produzierter Möbel entgegenzuhalten.

Anlässlich des 50. Jubiläums von Sitzen 69 gibt die Ausstellung „SITZEN 69 REVISITED nicht nur Anlass, auf die für die Entwicklung des internationalen Designs entscheidende Epoche der 1960er Jahre zurückzublicken, sondern auch dazu, ein wichtiges Kapitel der Museumspolitik des MAK nachzuvollziehen. Durch die vielsagende Gegenüberstellung der gediegenen Tischlersessel, die seinerzeit als Anregung für HandwerkerInnen, ProduzentInnen und KonsumentInnen intendiert waren, und der nun gezeigten verspielten und verrückten Möbelobjekte, die zum Inbegriff alternativer und utopischer Wohnkonzepte der 1960er Jahre geworden sind, kann zugleich ein großes Versäumnis nachgeholt werden.

Kurator: Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten
13.11.2019—23.8.2020
MAK Schausammlung Historismus Jugendstil