19.11.2014—29.3.2015
MAK Schausammlung Gegenwartskunst
Präsentiert von Le Stanze del Vetro und Fondazione Giorgio Cini

Die Ausstellung I SANTILLANA, präsentiert von Le Stanze del Vetro und der Fondazione Giorgio Cini, bietet erstmalig in Österreich einen Einblick in die Arbeiten der Geschwister Santillana. Glas ist das gewählte Medium der bewusst an der zeitgenössischen Kunstpraxis orientierten Werke der KünstlerInnen.

Laura de Santillana (geb. 1955) und Alessandro Diaz de Santillana (geb. 1959) verkörpern die ideale Synthese von perfektem Verständnis für das Handwerk, tiefgreifender Materialkenntnis und freier künstlerischer Formfindung. Als Enkel Paolo Veninis, des Gründers der 1921 auf der Insel Murano etablierten Glasfirma Venini, wuchsen sie in einer der bedeutendsten Glasmacherfamilien Venedigs auf und waren beide als DesignerInnen im Familienunternehmen tätig. Ab 1993 wandten sie sich vom Gebrauchsobjekt ab und ausschließlich der Kunst zu. Heute zählen die Geschwister Santillana zu den profiliertesten VertreterInnen einer freien Glaskunst, wobei Glas von beiden als autonomes Material des künstlerischen Ausdrucks verstanden wird, das wie andere Materialien der Formfindung dienen kann.

Frei stehende, raumgreifende Skulpturen und anthropomorphe Formen dominieren die Präsentation von Laura de Santillanas Werk im MAK. Ein großer Stahltisch mit einer Reihe von abstrakten, gläsernen Buddhaköpfen steht neben einem weißen Regal mit 40 „Büchern“ aus Glas. Wie in einer Bibliothek sind hier die zahlreichen Farben und Oberflächentexturen, die die Künstlerin in den vergangenen 15 Jahren in Serie unter jeweils identen Produktionsbedingungen entwickelte, verdichtet. Gezeigt werden auch Lauras voluminöse Glasobjekte, die mit ihrer kraftvollen Körperlichkeit die Vorstellung des Aufbrechens eines geschlossenen Raumes vermitteln.

Die von Alessandro Diaz de Santillana im MAK gezeigten Wandobjekte reflektieren die Geschichte des mundgeblasenen venezianischen Flach- und Fensterglases und die Wirkung „blind“ gewordener historischer Spiegel. Malereien auf schwarzem Spiegelglas deklinieren ein Thema in unterschiedlichsten Grau- und Schwarzschattierungen durch und vermitteln den Eindruck, Teil eines größeren ästhetischen Dialoges zu sein. Die Wandobjekte Alessandros treten in ein räumliches Gegenüber mit den Raumskulpturen Laura de Santillanas. Eine Serie von Videos, die die Geschwister Santillana bei der Arbeit am Glasofen zeigt, bringt den AusstellungsbesucherInnen die Entstehung der Glasobjekte nahe.

Im Dialog mit den Objekten der MAK-Schausammlung Wien 1900 kommt den Arbeiten von Laura de Santillana und Alessandro Diaz de Santillana eine eigene, neue Bedeutung zu. Unwillkürlich denkt man an den großen Einfluss, den die Entwürfe der Wiener Moderne und insbesondere die Josef Hoffmanns auf das Werk Carlo Scarpas ausübten.
Scarpa entwarf zwischen 1932 und 1947 für Paolo Venini Glasarbeiten. Die Entwicklung der Santillanas zu autonomen KünstlerInnen lässt viele Parallelen zur künstlerischen Gestaltung von Alltagsobjekten in Wien um 1900 erkennen. So gesehen nehmen die Arbeiten der Geschwister Santillana Positionen der Wiener Moderne wieder auf.

Kurator Rainald Franz, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik
 

Führung

duch die Ausstellung mit Rainald Franz, Kurator, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik
Do, 4.12.2014, 17:00 Uhr
 

Artists Talk

Di, 13.1.2015, 18:00 Uhr
Laura und Alessandro Santillana im Gespräch mit Rainald Franz, Kurator der Ausstellung und Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik