Im Jahr 2014 konnte das MAK durch eine Schenkung seine Sammlung um neun Möbelstücke von Rudolph M. Schindler erweitern: Die Möbel – ein Esstisch, ein Schminktisch, vier Stühle und drei Kommoden – entstammen einer Einrichtung, die der 1887 in Wien geborene und 1914 in die USA ausgewanderte Architekt Ende der 1940er Jahre für das Apartment der in Los Angeles lebenden russischen Emigrantin Beata Inaya entwarf – eine enthusiastische Befürworterin moderner Architektur, mit der Schindler eng befreundet war.
 
Die formale Schlichtheit sowie die geometrische Konstruktion der Möbel sind durchaus charakteristisch für Schindler, lassen aber auch an die Entwürfe des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright denken, in dessen Büro Schindler um 1920 einige Jahre lang gearbeitet hatte. Für die Möbel wurde einfaches Sperrholz aus Douglasienholz verwendet, dessen Oberfläche mit einer Stahlbürste abgerieben worden war, um die Maserung stärker zur Geltung zu bringen. Zudem waren die Möbel ursprünglich wohl mit Kalkfarbe bemalt oder mit einem Firnis versehen, um die Textur noch deutlicher hervortreten zu lassen.
 
Vermutlich in den frühen 1970er Jahren hatte Beata Inaya ihre Möbel in ihrer Lieblingsfarbe Pink bemalt. 1987, anlässlich einer Ausstellung zu Schindlers 100. Geburtstag an der University of California in Los Angeles, wurden die Möbel jedoch wieder in ihren mutmaßlich ursprünglichen Zustand gebracht. Wasserschäden, die die Möbel nach einer Überschwemmung in Inayas Apartment 1988 aufgewiesen hatten, konnten von der Restaurierungsabteilung des MAK 2014 behoben werden.
 
Nach ihrem Tod im Jahr 1991 hinterließ Beata Inaya die Möbel dem befreundeten Ehepaar Maureen Mary Vidler und Lionel March, die Schindlers How House in Silver Lake, Los Angeles bewohnten. March bot die Möbel aus der Wohnung von Inaya nach dem Tod seiner Frau 2013 zunächst dem Victoria and Albert Museum (V&A) in London an, das einen Schreibtisch, einen Couchtisch sowie einen Stuhl als Schenkung in seine Sammlung aufnahm. Die übrigen neun Möbel wurden dem MAK 2014 durch Vermittlung des V&A-Kustoden Christopher Wilk angeboten und als „Schenkung von Lionel March in Erinnerung an seine Frau Maureen Mary Vidler“ inventarisiert. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drei Schindler-Häuser, die das MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles bilden, stellen diese Möbel eine hervorragende Ergänzung der MAK-Sammlung dar.
 
Kurator: Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten

3.8.2016—28.8.2016
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