Gestische Skulpturen aus Keramik stehen im Mittelpunkt der MAK-Ausstellung, die erstmals Erwin Wurms skulpturale Serie Dissolution (2018–2020) im musealen Kontext vorstellt. 
8.5.2021—5.12.2021
MAK Geymüllerschlössel

Performative Gesten bestimmen anthropomorphe keramische Skulpturen, deren Formen zwischen ephemerer und physischer Ebene changieren. Die Skulpturen bejahen das inhärent Plastische des Materials Ton und erinnern an die Wirkmächtigkeit von Bozzetti, ersten skizzenhaften Modellen, in denen Künstler*innen ab der Renaissance ihren innersten kreativen Ideen direkten Ausdruck verleihen konnten. Mit Dissolution begibt sich Wurm auf Spurensuche nach einem Schaffensprozess, der sich nicht endgültig kontrollieren lässt. Die englische Bezeichnung „Dissolution“ bedeutet Auflösung, Verfall, Zersetzung oder Entgrenzung. Die Skulpturen, aus denen sich Finger, Hände, Lippen, Münder, Busen, Bäuche, Nabel, Nasen, Ohren schieben, schrauben sich aus einer Masse von Ton.

 
Erwin Wurms Keramik-Skulpturen, die an abstrakte Charaktere denken lassen, spiegeln Dekonstruktionen, Deformationen, Verzerrungen, Verdrehungen sowie Auflösung und Verfall wider, doch er spielt auf der Klaviatur des Paradoxen. In den skulpturalen Formen verbindet der Künstler Realismus und Abstraktion. Die facettenreichen Gesten eines imaginären Rollenspiels sind den Betrachter*innen vertraut, die abstrakten skulpturalen Formen nehmen gleichzeitig figurative, menschliche Züge an. 
 
 
Zur Ausstellung erscheint der Katalog ERWIN WURM. Dissolution, herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, Rainald Franz und Bärbel Vischer. Mit Beiträgen von Christoph Thun-Hohenstein, Rainald Franz und Bärbel Vischer sowie einem Interview mit dem Künstler. Deutsch/Englisch, 64 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen. MAK, Wien/arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2021. Erhältlich im MAK Design Shop und unter MAKdesignshop.at um € 29.
Die skulpturalen Körpersegmente nehmen das Interieur des Geymüllerschlössel ein und schaffen Tableaux vivants – dramaturgische Anordnungen zwischen Bewegung und Stille, Geschichte und Gegenwart – in den einzelnen Räumen und Salons, wie der Eingangshalle, der Bibliothek, dem Musikzimmer, dem Kuppelsaal, dem Schlafzimmer, dem Orientzimmer oder vor dem Hintergrund einer Panoramatapete, die den kolonialen europäischen Blick illustriert.

Im Garten des Schlössels spannen Wurms Skulpturen aus Carrara-Marmor einen Bogen zur Rolle des Künstlers, unsere Welt kritisch zu beleuchten und zu verzerren.

Kuratorin:
Bärbel Vischer 

Mit freundlicher Unterstützung von         

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Dank an Thaddaeus Ropac
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AUSSTELLUNGSORT
MAK-Expositur Geymüllerschlössel
Pötzleinsdorfer Straße 102, 1180 Wien
 
ÖFFNUNGSZEITEN 2021
8. Mai bis 5. Dezember 2021
Samstag & Sonntag, 11:00–18:00 Uhr
 
EINTRITT 2021
€ 6
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre
Eintritt frei mit MAK-Jahreskarte