Armlehnsessel „Spitting Image“
Entwurf und Ausführung: Rolf Sachs, Deutschland, 2008
Urethanharz, gegossen
MAK H 4004/2019, Schenkung Rolf Sachs
Schattenobjekt „Hermann Czech“
Entwurf und Ausführung: Markus Wilfling, Österreich, 2007
Buche, massiv und gebogen, Lack
MAK GK 564/2007
Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich die Dinge des Alltags in zunehmendem Maß in die Kunst eingeschlichen und dort eine eigene Entwicklung als künstlerische Pendants der gewöhnlichen Gebrauchsgegenstände vollzogen. Als häufig gewählter Ausgangs- bzw. Fluchtpunkt künstlerischer Arbeit haben insbesondere Möbel auf diese Weise völlig neue ästhetische und symbolische Qualitäten gewonnen. Immer wieder sind dabei auch ganz spezielle oder ganz einfache und weit verbreitete Bugholzmöbel in den Fokus der künstlerischen Aufmerksamkeit geraten. So verwendete der Künstler Rolf Sachs 2008 das Modell Nr. 3 – den erfolg reichsten Schreibtischfauteuil der Firma Thonet, der ab Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Ausführungen hergestellt und angeboten wurde – für einen als „spitting image“ bezeichneten Abguss aus semitransparentem, bernsteinfarbenem Urethanharz, um die Möbelformen von ihrer Funktionalität zu befreien und ästhetisch neu verhandeln zu können. In ähnlicher Absicht hat der Künstler Markus Wilfling 2007 zwei Sessel aus dem von Hermann Czech 1993 eingerichteten MAK-Café in eins seiner „Schattenobjekte“ verwandelt, mit denen er auf die kapitalistische Doppelexistenz der Gegenstände zwischen ökonomischem Tauschwert und praktischem Gebrauchswert verweist: „Diese Doppelexistenz jedes Gegenstands erzeugt eine Schattenwelt, eine Welt der Phantome und Gespenster, die aber real existiert: Die real existierenden Phantome der kapitalistischen Warenwelt, die Fetische, stehen in Wilflings Skulpturen nebeneinander oder gegenüber.“
Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten