28.5.2008—26.10.2008
MAK-Studiensammlung Möbel

Seit den 1960er Jahren haben zeitgenössische Künstler durch die experimentelle, oft unförmig wirkende Verwendung verschiedenster Werkstoffe die tradierte Relation von Form und Material aufgebrochen und neu definiert. Die Ausstellung „Formlose Möbel“ zeigt erstmals, dass die Maxime „form follows material“ auch bei der Gestaltung von Alltagsobjekten zur Anwendung kam – und kommt: Bis heute opponieren Designer spielerisch gegen die sogenannte gute Form und die Vermarktung konformer Lebenswelten.

FORMLOSE SITZHALTUNGEN In der Ausstellung Formlose Möbel sind fast ausschließlich Sitzmöbel zu sehen, die aufgrund ihrer Körperbezogenheit immer wieder als zentrales Experimentierfeld im Bereich des Möbeldesigns gedient haben: Den Designern ging es vor allem darum, einen spielerischen Umgang mit den Dingen zu vermitteln und neue Positionen und Haltungen durchzusetzen, die sich gegen erstarrte Konventionen und überkommene Einstellungen richteten. Vor allem in der Zeit um 1968 wurde der affirmativen Kultur des Bürgertums mit neuen Möbelformen der Kampf angesagt: Die fantasievollen Sitzgelegenheiten forderten neue Gebrauchsweisen heraus – entspannte Sitzpositionen und provokante Posen, die bislang nicht in das gesellschaftliche Repertoire gehörten. Es galt herauszufinden, auf welch vielfältige Weise die neuen, flexiblen Möbel zu verwenden waren und was jenseits alteingesessener Gewohnheiten mit ihnen – und durch sie – möglich war.

Der berühmte Sacco – eigentlich nur eine mit kleinen Styroporkügelchen gefüllte Hülle aus Plastik, Stoff oder Leder – gilt als überzeugendster Prototyp dieser Entwicklung zu mehr Mobilität und Flexibilität im häuslichen Lebensbereich. Als leichtes, bewegliches und erschwingliches Möbelstück in zumeist poppigen Farben traf der Sacco 1968 den Nerv der Zeit und wurde mit den Jahren aufgrund seiner besonderen Flexibilität und Verformbarkeit zu einer Ikone der Pop Art. Als Hommage an den Design-Klassiker haben Ron Arad und Karim Rashid den Sacco zum Ausgangspunkt jeweils eigener Entwürfe genommen.

Kurator Sebastian Hackenschmidt, MAK-Kustode Möbel und Holzarbeiten

Katalog "FOMLOSE MÖBEL / FORMLESS FURNITURE", hg. von Peter Noever, Konzept und Text von Sebastian Hackenschmidt und Dietmar Rübel, dt/engl., 136 S., MAK Wien / Hatje Cantz, Ostfildern 2008, € 25  MAK Design Shop