17.12.2014—19.4.2015
Untere Ausstellungshalle
Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Werke zweier Pioniere der Moderne in einer akzentuierten Gegenüberstellung – samt Vorgeschichte und Nachwirkungen bis heute. Josef Hoffmann (1870–1956) und Adolf Loos (1870–1933) waren – in der Generation nach Otto Wagner (1841–1918) – die wichtigsten Architekten und Designer Wiens um 1900. Für die modernen Konsument Innen entwickelten sie zwei gegensätzliche Wege, Individualität und Selbstverwirklichung zu entfalten. Josef Hoffmann setzte auf einen revolutionären Weg, der Gebrauchsgegenstände und Architektur in immer neuen Designs als ästhetische Produkte anbot. Adolf Loos folgte einer evolutionären Strategie, die Gebrauchsgegenstände und Architektur nicht als Kunstprodukte sah, sondern als diskreten Hintergrund für individuelle Lebensweisen. Diese beiden konträren Denkweisen repräsentieren grundlegende Interpretationen der Aufgaben moderner Architekt Innen und DesignerInnen ebenso wie unterschiedliche Bilder moderner Lebensweisen der emanzipierten BürgerInnen.
 
Die Ausstellung zeigt in fünf Abschnitten Vorbedingungen, Hauptwerke und Folgen der Arbeit von Hoffmann und Loos. In den beiden ersten Kapiteln wird – ausgehend von der Etablierung individueller Geschmacksvarianten um 1750 und der damit entstehenden Basis unserer Konsumkultur – gezeigt, auf welchen Leistungen und Entwicklungen ihrer Vorgängergenerationen Hoffmann und Loos aufbauten bzw. reagierten. Im Mittelpunkt stehen die Reaktionen auf die Krise des Kunstgewerbes im Industriezeitalter sowie die Entwicklung einer genuin modernen Formensprache durch Otto Wagner.
 
Das zentrale Kapitel ist den Jahren um 1900 gewidmet. Anhand von Originalzeichnungen, Gebrauchsgegenständen, Möbeln und Modellen werden die beiden gegensätzlichen Interpretationen moderner Lebensweisen einander gegenübergestellt.  Ein zentrales Thema ist das moderne Stadthaus: Das „Looshaus“ am Wiener Michaelerplatz und Hoffmanns Palais Stoclet in Brüssel. Erstmals werden Rekonstruktionen zweier fast gleichzeitig entstandener Innenräume von Loos und Hoffmann gezeigt. Im Schlafzimmer aus Josef Hoffmanns Wohnung Salzer (1902) sind alle Objekte in einem strengen Quadrat-Ornamentsystem angeordnet, während das Schlafzimmer aus Loos‘ eigener Wohnung (1903) Intimität durch die Sinnlichkeit von Textilien evoziert, die nicht vom Architekten gestaltet sind.
 
In zwei weiteren Abschnitten wird das Weiterleben von Josef Hoffmanns ästhetizistischem Weg der Moderne und Adolf Loos‘ evolutionäremanzipatorischer Strategie beleuchtet. Neue gesellschaftliche Fragestellungen und eine neue ArchitektInnengeneration ließen schon ab 1910 weitere Wege der Moderne entstehen, die bereits auf Hoffmann und Loos aufbauen konnten. Human und sozial orientierte Konzepte von Oskar Strnad und Josef Frank verbinden ihre Denkweisen. Rekonstruktionen von Hoffmanns opulentem Boudoir d’une grande vedette [Damenzimmer eines großen Stars] (1937) und Margarete Schütte-Lihotzkys Wohnung der berufstätigen alleinstehenden Frau (1929) illustrieren hingegen konträre Positionen. Die international orientierte österreichische Avantgarde ist mit Ernst Plischke und dem Wiener Büro Singer & Dicker vertreten. Bernard Rudofskys Interpretationen moderner Lebensweisen zeigen eine Weiterentwicklung von Loos‘ Kulturkritik.

Gastkurator Matthias Boeckl
Kurator Christian Witt-Dörring, MAK-Kurator

Zur Ausstellung erschien der Katalog Wege der Moderne. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen , herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl und Christian Witt-Dörring, deutsch/englisch, ca. 300 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, MAK Wien/Birkhäuser Verlag, Basel 2015. Erhältlich im MAK DESIGN SHOP
 

Führungen

Di 18:00 Uhr
Sa 15:00 Uhr
So 15:00 Uhr
Wege der Moderne Teil 1, 
& 16:30 Uhr Wege der Moderne Teil 2
 

Kuratorenführungen

Di, 20.1.2015, 18:00 Uhr
Di, 14.4.2015, 18:00 Uhr
mit Gastkurator Matthias Boeckl und MAK-Kurator Christian Witt-Dörring


Filmvorführungen

Di, 24.2.2015, 18:00 Uhr
UNSER WEG ZUM MENSCHENTUM. Josef Hoffmann – ein Meister des Gesamtkunstwerks

(Dauer: 59:18 Min.)
Im Anschluss: Matthias Boeckl im Gespräch mit Friedrich Kurrent

Sa, 14.3.2015, 16:00 Uhr
LOOS ORNAMENTAL

(Dauer: 72 Min.)
Anhand von Notizheften und Skizzenbüchern sowie Analysen von Architekturen und Skulpturen zeigt der Film 27 noch existierende Bauwerke und Innenausstattungen von Adolf Loos. Seine offensive Wendung gegen eine ornamentale Verzierung von Gebäuden wurde zum architekturtheoretischen Streitfall.
 

Vortragsreihe

Anlässlich der Ausstellung erläutern Experten Josef Hoffmanns und Adolf Loos’ Denk- sowie Arbeitsweisen und sprechen über das Weiterleben dieser beiden konträren Ansätze in zeitgenössischen Werken von Architektur- und Designschaffenden.

Sa, 10.1.2015, 16:00 Uhr
Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen

Gespräch mit Gastkurator Matthias Boeckl und MAK-Kurator Christian Witt-Dörring, moderiert von Isabella Marboe

Sa, 24.1.2015, 16:00 Uhr
Markus Kristan: Adolf Loos vs. Josef Hoffmann
Adolf Loos und Josef Hoffmann kamen fast zeitgleich und nur wenige Kilometer voneinander entfernt 1870 in Mähren auf die Welt. Nach einer kurzen Fortführung ihrer Freundschaft setzte Ende 1898 eine bis zum Tod von Loos 1933 andauernde Rivalität ein. Gemeinsam waren den beiden heute weltberühmten Architekten und Entwerfern kunstgewerblicher Gegenstände die Verehrung für Otto Wagner, die Freundschaft zu Josef Frank und die kompromisslose künstlerische Haltung.

Sa, 28.2.2015, 16:00 Uhr
Friedrich Kurrent: Adolf Loos und Josef Hoffmann – Wiederentdeckung

Di, 10.3.2015, 19:00 Uhr

Hermann Czech: Der Loos-Gedanke aus der Distanz von 100 Jahren
Loos’ Gedanken und Begriffe sind ein offenes System. Wenn die Wandlungen mitgedacht werden, greift Loos’ Polemik auch in der fortgeschrittenen Moderne. (Die Vermittlung durch Josef Frank bewahrt den „Loos-Gedanken” davor, doktrinär zu werden.)

Sa, 18.4.2015, 16:00 Uhr
Werner Neuwirth: Herstellen und Darstellen als architektonische Substanz
Ein Bauwerk ist ohne Form nicht denk bar, eine Bauform fällt aber nicht einfach vom Himmel, eine Form muss erst gefunden werden. Jede Konkretion folgt naturgemäß einer gewissen Logik des Herstellens und zugleich unterliegt jedes Werk einer semantischen Rezeption. In der unterschiedlichen ideellen Gewichtung zwischen Herstellen und Darstellen differenzieren sich architektonische Haltungen bis hin zu präzisen Grenzformen und kulturellen Abgründen.
 

MAK ON TOUR Special

Die MAK ON TOUR Special begibt sich auf die architektonischen und gesamtgestalterischen Spuren von Josef Hoffmann und Adolf Loos und betrachtet die Vorreiterrolle Otto Wagners näher.

Jede Tour startet im MAK mit einer Führung durch die Ausstellung,
danach geht es zu Fuß bzw. per Bus transfer zu verschiedenen historischen Bauten, wo eine weitere Besichtigung und Führung auf die TourteilnehmerInnen wartet.

Begrenzte TeilnehmerInnenzahl, Anmeldung für die Touren ist unbedingt erforderlich: MAK Marketing, T: +43 1 711 36-231
oder marketing@MAK.at
Preise inkludieren Eintritt/Führung im MAK und bei den beteiligten Institutionen sowie den Bustransfer vom MAK und retour bei Tour 3 bis 6. BesitzerInnen einer MAK-Jahreskarte erhalten einen Buchungsrabatt von –20 % pro Tour.

Programmänderungen vorbehalten!

Touren im Überblick

TOUR 1
Fr, 16.1.2015, 14:00 Uhr
Adolf Loos im Herzen Wiens: Das Looshaus am Michaelerplatz
Preis € 20

TOUR 2
Fr, 30.1.2015, 14:30 Uhr
Der Vorreiter Otto Wagner – Teil 1: Das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
Preis € 20

TOUR 3
Sa, 14.2.2015, 14:00 Uhr
Der Vorreiter Otto Wagner – Teil 2: Das Otto-Wagner-Spital (Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe) sowie die Otto-Wagner-Kirche Am Steinhof www.wienkav.at/ows
Preis € 30

TOUR 4
Sa, 7.3.2015, 14:00 Uhr
Genesung im Grünen: Josef Hoffmann und das Sanatorium Purkersdorf
Preis € 30

TOUR 5
Sa, 21.3.2015, 14:00 Uhr
„Neues Wohnen“ 1932: Die Werkbundsiedlung in Wien
Preis € 30

TOUR 6
So, 12.4.2015, 11:30 Uhr
Adolf Loos am Land: Das Looshaus am Kreuzberg
Preis € 40
Optional besteht die Möglichkeit, vor Ort Mittag zu essen bzw. eine Kaffeejause einzunehmen oder einen kleinen Spaziergang zu unternehmen
 

Für die großzügige Unterstützung danken wir:

Richard Grubman und Caroline Mortimer
Ephraim F. Gildor Foundation
Dr. Louise Kiesling
Dr. Ernst Ploil


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