29.7.2014—31.8.2014
MAK Forum

In seinem 2002 erschienenen Buch Postproduction hat der französische Kunsthistoriker Nicolas Bourriaud den Produktionsmodus der zeitgenössischen Kunst im Zeitalter der Informationsgesellschaften mit dem Begriff der Postproduktion charakterisiert: Vergleichbar mit der Nachbearbeitung audiovisueller Aufnahmen im Bereich von Film, Fernsehen und Video oder von Tonspuren im Bereich der Musik, widmet sich die Kunst vermehrt der Neuinterpretation und Neukontextualisierung bereits bestehender Werke. Tradierte Ansätze werden neu erprobt und durch erneutes Ausstellen wieder zurück ins Spiel gebracht. Angesichts der sich wandelnden gesellschaftlichen Vorstellungen von Produktion und Konsumption, aber auch von Original und Kopie, geht es für viele DesignerInnen heute ebenfalls nicht mehr unbedingt darum, grundlegend Neues zu schaffen, sondern bestehende Ansätze weiterzudenken und weiter zu entwickeln. Ähnlich wie dem Remix eines DJs werden auch im Bereich des Designs zirkulierende Entwürfe „re-designt“ und herkömmliche Produktionsabläufe neu programmiert.

 
Für viele Wiener DesignerInnen stellt insbesondere das kulturelle Feld „Wien um 1900“ eine große Herausforderung und Inspirationsquelle für Neuinterpretationen dar: Die Wiener Moderne mit ihren berühmten ProtagonistInnen – von Sigmund Freud und Arthur Schnitzler über Otto Wagner und Adolf Loos bis Gustav Klimt und Josef Hoffmann – steht für eine Zeit, als Wien das Zentrum einschneidender kultureller, wissenschaftlicher und gesellschaftspolitscher Entwicklungen war und in der nicht zuletzt auch das Kunstgewerbe der Wiener Werkstätte eine Vorreiterrolle einnahm. Grund genug für viele DesignerInnen, sich den Ansätzen dieser Zeit auf eigene Art und Weise anzunähern und sie auf ihre ästhetische Wirkung und gesellschaftliche Relevanz zu überprüfen. Die an vier Positionen – des Künstlers Ovidiu Anton, der Designer Marco Dessí und Patrick Rampelotto sowie des Designer-Duos Copa – exemplifizierte Wiener Postproduktion erweist sich dabei als spielerisch-kreative Annäherung ebenso wie als humorvoll-ironische Distanzierung.

KuratorInnen: Marlies Wirth und Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten