4.9.2013—10.11.2013
MAK Kunstblättersaal
Mit der Ausstellung 100 Beste Plakate 12. Deutschland Österreich Schweiz präsentiert das MAK erneut die überzeugendsten Ergebnisse des Wettbewerbs europäischer GrafikdesignerInnen und bietet somit eine Plattform für aktuelle und spannende Gestaltungskonzepte. Aus über 1.700 Einreichungen kürte eine internationale Jury, bestehend aus Christian Brändle (Zürich, Vorsitz), Ronald Curchod (Toulouse), Joanna Górska ( Warschau), Eike König (Berlin) und Josef Perndl (Wien), die 100 Besten. In einer Online-Vorauswahl wurden 680 Plakate für die Endrunde des Wettbewerbs nominiert. Von den prämierten 100 Plakaten und Plakatserien stammen 49 aus Deutschland, 47 aus der Schweiz, 3 aus Österreich und eines aus einer deutsch-österreichisch-schweizerischen Koproduktion.

Im diesjährigen Wettbewerb fällt die Fülle an Gestaltungsideen auf: Fotografie, Bildwitz, Spiel mit Typografie und visuelle Überraschungen in bester Op-Art-Manier prägen die spannende Konkurrenz 2012. Reiz und Schwierigkeit zugleich liegen insbesondere darin, dass die Einreichungen nicht nur in Ideengebung, gestalterischer Qualität und technischer Bewältigung konkurrieren: Sie unterscheiden sich zudem in „echte“, oft von Kompromissen begleitete Auftragswerke und in experimentelle, durch die Freiheit des eigenen Auftrags oder des Akademieprojekts geprägte Arbeiten.

Für Österreich ist heuer bereits zum sechsten Mal das Atelier 3007 Wien erfolgreich: Eva Dranaz und Jochen Fill gelang es abermals mit ihren Ankündigungsplakaten für das Veranstaltungslokal rhiz – bar modern zu reüssieren. Experimentelle Livemusik findet dabei ihre grafische Entsprechung in stark emotionalisierenden Sujets. Die handgemalten und -geschriebenen, expressiven und explosiven Motive spielen mit Form und Fläche. Auch das Plakat für den gürtel nightwalk, eine jährlich stattfindende Stadtteil-Kulturveranstaltung am Wiener Gürtel, deren Rahmen die historischen Stadtbahnbögen von Otto Wagner und die darin angesiedelte Lokalszene bilden, stammt von 3007 Wien. Ausgehend von diesem Event entstand eine Collage, die als abstrahierte visuelle Wegbeschreibung der Veranstaltung diente. Der ehemalige Student der Grafikklasse an der Universität für angewandte Kunst, Christof Nardin (Bueronardin), reichte mit seinem Plakat für die Eröffnung des 21er Haus in Wien einen harmonischen Mix aus Tradition und Experiment ein. Nardin sieht seinen Entwurf als Hommage an den österreichischen Grafikdesigner Georg Schmid (1928–1998) und nimmt typografische Anleihen an der Gestaltung jenes Schmid-Plakates, welches im September 1962 anlässlich der Eröffnung des 20er Haus präsentiert
wurde.

Erstmals in der Geschichte von 100 Beste Plakate steht eine deutschösterreichisch-schweizerische Koproduktion im Wettbewerb. Der Schweizer Grafiker Melk Imboden gestaltete gemeinsam mit dem MAK und dem Künstler Benjamin Hirte (D) ein Plakat für dessen MAK-Ausstellung als Auftakt der Reihe SICHTWECHSEL. In seiner Installation the classic mob ballet reagierte Hirte auf spezifische Gegebenheiten und Präsentationsformen der MAK-Sammlung, überlagerte museale Vermittlungsebenen mit künstlerischen Verfahren. Für das Plakat griff der Künstler ein Sujet aus der Fotosammlung der MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung auf. Analog zu seiner Ausstellung regt Benjamin Hirte, in enger Kooperation mit Melk Imboden, dadurch Arbeits- und Denkprozesse an und stellt Sammlungsinhalte in einen erweiterten Kontext.

Kurator Peter Klinger, Stellvertretende Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung

Katalog 100 beste Plakate 12. Deutschland Österreich Schweiz / 100 Best Posters 12. Germany Austria Switzerland, Gestaltung Jianping He, hesign / Berlin, mit einem thematischen Sonderbeitrag Plakat + Kunst = Plakatkunst? von René Grohnert, 144 Seiten, Hermann Schmidt Verlag, Mainz 2013.  € 34,80.

Ausschreibung 100 Beste Plakate 12 www.100-beste-plakate.de/2012