Neue Medien übten eine große Faszination auf die österreichische Avantgarde des 20. Jahrhunderts aus. Waren es in den 1920ern Phonograf und Film, kam in den 1960ern und 70ern vor allem dem Fernsehen große Bedeutung zu – bald auch für Architekturprojekte. Unter anderem ist das dem großen Einfluss des Medientheoretikers Marshall McLuhan zuzuschreiben. Die Liebe zwischen Architekt*innen und dem Fernsehen beruhte auf Gegenseitigkeit: So wurde etwa Hans Hollein von Anfang an regelmäßig und ausführlich Sendezeit gewidmet. Auch Walter Pichler, Günther Domenig und Eilfried Huth sowie die aufkommenden Gruppen Coop Himmelblau, Haus-Rucker-Co, Zünd-Up und Salz der Erde erhielten die Möglichkeit, ihre Ideen und Arbeiten in manchmal radikal experimenteller und provokanter Art im Fernsehen zu zeigen. Nicht selten hatten sie ihr Studium an der TU Wien noch nicht einmal abgeschlossen. Auch die Architekt*innengruppe Missing Link produzierte zwei experimentelle Langfilme: 16. November: Eine Utopie in 9 wirklichen Bildern (1972) und Die verstoßene Stadt (1974). Sie gelten als Höhepunkte ihres Schaffens und sind in der Ausstellung zu sehen. Der Architekturkritiker Günther Feuerstein, Missing Links Lehrer an der TU Wien, machte mehrere Dokumentarfilme zu aktuellen Entwicklungen in der Architektur und lud seine Student*innen dazu ein. Auch die Proteste gegen Feuersteins Entlassung an der TU Wien wurden ausgestrahlt.
Die Filme wurden zwischen 21 und 23 Uhr abends in Sendungen wie Kultur Aktuell oder Impulse gezeigt – in einer Medienlandschaft, die nur aus ein oder zwei Sendern bestand. So erreichten die Ideen der Avantgarde ein sehr großes Publikum, das mit Sicherheit sowohl zum schnellen als auch zum späteren Erfolg dieser Generation von Architekt*innen beigetragen hat. Alles in allem waren diese Sendungen einzigartig in Europa.
Bart Lootsma und Maya Christodoulaki präsentieren Ausschnitte von mehreren Filmen und erläutern Kontext und Bedeutung im Zusammenhang mit den Filmen von Missing Link.
Eintritt: € 7