Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bringt eine heterogene, in der österreichischen Kulturgeschichte bis dahin noch nie gekannte Menge an Konsumenten hervor. Für sie kann und muss, ermöglicht durch die Auswirkungen der Industriellen Revolution und dem kulturellen, sozialen sowie wirtschaftlichen Erstarken des Bürgertums, differenziert produziert werden.
MAK – Museum für angewandte Kunst
Daraus resultiert die Notwendigkeit und Möglichkeit, Dinge, die bis dahin nur einem beschränkten Konsumentenkreis zugänglich waren, einer größeren Allgemeinheit verfügbar zu machen. Neben geschmacklicher Vielfalt ist die am Markt angebotene Produktpalette daher durch eine subtile Abstufung vom teuren Luxusprodukt zum billigen Ersatzprodukt gekennzeichnet. Es entsteht eine allgemein verständliche Material- und Formensprache, die weniger gesellschaftsspezifisch, sondern vor allem finanziell bedingt ist. Das Dargestellte hat nicht mehr so sehr symbolischen Charakter, sondern bezieht sich auf reale Personen, Dinge und Ereignisse.
 
In diesem Sinne zeigt die Auswahl der ausgestellten Objekte neben einzelnen Glanzleistungen der heimischen kunstgewerblichen Produktion vor allem die gestalterische und materielle Vielfalt des Gebrauchsgegenstandes der Empire- und Biedermeierzeit. Verdeutlicht wird die Explosion des Formenreichtums anhand einer Reihe von Sesselvariationen, Porzellantassen in unbeschränkter Stimmungsvielfalt, Gläsern als Träger unterschiedlichster Informationen und Silberschmiedearbeiten, deren Charaktere zwischen Abstraktion und Dekor wählen. / Christian Witt-Dörring, Kurator 
Künstlerische Intervention
Jenny Holzer
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Künstlerische Intervention
Jenny Holzer
 
Nie habe ich Museumsbroschüren und Beschriftungen gemocht. Ich wollte ein anderes Vermittlungssystem finden, das Auskunft über die Sammlung und die Herstellungszeit der Objekte geben kann. Ich suchte nach der anregenden Möglichkeit, eine erschöpfende Fülle an Texten über Biedermeier und Empire zeigen zu können. Ich wählte elektronische „signs“ (Schriftbänder) mit großen Speichern, die darüber sprechen sollen, warum was für wen hergestellt wurde. Die „signs“ zeigen sowohl die nackten Daten, als auch interpretierbare Texte, zum Beispiel persönliche Briefe der Zeit. Weil es manche Leute hassen, in Museen zu lesen, setzte ich die „signs“ oben in die Nähe der Decke, so dass man sie auch ignorieren kann. Um diejenigen zu ermutigen, die gerne lesen, variierte ich die Programme und bezog Spezialeffekte mit ein. Für ernsthaft interessierte, erschöpfte Leser stellte ich ein „Biedermeier“-Sofa aus Aluminium bereit, worauf man sitzen kann. Außerdem arrangierte ich die Möbel, das Silber, Glas und Porzellan, wie jede gute Hausfrau es tut. / Jenny Holzer
 
Kurzbiografie Jenny Holzer
Geboren 1950 in Gallipolis, Ohio, lebt und arbeitet im US-Bundesstaat New York.
 
Mit ihren Arbeiten untersucht die Medien- und Objektkünstlerin Jenny Holzer die Möglichkeiten und Methoden zur Verbreitung ihrer Ideen und den Anliegen der Kunst im öffentlichen Raum. Seit den 1970er Jahren verwendet Holzer Medien, die es ihren Arbeiten erlauben, mit der Umgebung zu verschmelzen. Die Texte ihrer Kunstwerke harmonieren als Kommentare mit der Umwelt, stimulieren das Bewusstsein und konfrontieren den Betrachter mit den sozialen Verhältnissen, die durch die spezifischen Bedingungen des Ortes vermittelt werden.
 

 

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